Streit ums 9-Euro-Ticket: Kosten-Streit – wer muss das Schnäppchen-Abo zahlen?

Das ab Juni geplante 9-Euro Ticket sorgt für immer mehr Diskussionen. Was zunächst als Idee zur Entlastung der steigenden Kosten gedacht war, sorgt nun für Streit und Chaos unter den Fraktionen. 

Im Juni soll das 9-Euro-Ticket kommen. Die Regierung wolle damit nicht nur eine günstige Alternative zum Autofahren schaffen, sondern auch die mit dem Ukrainekrieg ansteigenden Haushaltskosten etwas entlasten. Doch immer mehr Bedenken gibt es bei der Ausführung dieses Vorhabens, wie HEIDELBERG24 berichtet. Wer soll die Kosten tragen? Und sind die zur Verfügung stehenden Kapazitäten für dieses Projekt geeignet? 

Angebot 9-Euro-Ticket
Zeitraum 1. Juni bis 31. August
Preis 9 Euro für max. 4 Wochen
Gültigkeit Öffentlicher Nahverkehr (ÖPNV)

Forderungen zu 9-Euro-Ticket: Der Bund soll zahlen

Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig fordert den Bund dazu auf, für alle Kosten aufzukommen: „Die anfallenden Kosten wollte der Bund komplett übernehmen. Jetzt versucht das Bundesverkehrsministerium, diese Kosten teilweise an die Bundesländer abzuwälzen und mit dem ÖPNV-Corona-Rettungsschirm zu verrechnen. Denn wer bestellt, muss auch zahlen.“ Auch die Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz der Länder Maike Schaefer, forderte eine „Nachschusspflicht“ des Bundes.

Es drohe eine deutliche Mehrbelastung für die Länder, betonte Dulig. Dem ÖPNV-Rettungsschirm stünden nur noch 1,2 Milliarden Euro zur Verfügung. Das seien 400 Millionen Euro weniger als zunächst versprochen. Auf den zugesagten Ausgleich für kriegsbedingte Mehrkosten und den Inflationseffekt sei auch nicht mehr zu zählen. Mit rund 1,5 Milliarden Euro Mehrkosten müssen die Bundesländer rechnen.

Diskussion um 9-Euro-Ticket: Länder „nicht erneut zur Kasse beten“

Carina Konrad, stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende, äußert gegenüber der dpa, dass notwendige Verbesserung des ÖPNV keineswegs nur eine Geldfrage seien: „Die strukturellen Defizite und Probleme vieler Länder, vor allem derer mit grünen oder roten Verkehrsministern, mit immer mehr Geld zukleistern zu wollen, würde nur die fehlgeleitete Verkehrspolitik der letzten Jahre fortsetzen.“ 

Für die Finanzierung des ÖPNV-Netzes sei ohnehin schon eine Erhöhung von 3,7 Milliarden Euro geplant. „Die Verkehrsunternehmen und die Länder stehen bereits vor hohen finanziellen Belastungen nach der Corona-Pandemie und können nun nicht erneut zur Kasse gebeten werden. Ohne die versprochene auskömmliche Finanzierung wird die Einführung des 9-Euro-Tickets nicht funktionieren“, entgegnet Dulig. 

Geplantes 9-Euro-Ticket wühlt nicht nur Finanzen auf

Nicht nur die Finanzierung wird kritisiert. Bahn-Mitarbeiter warnen im Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticker vor überfüllten Zügen und Personalengpässen. Benötigt werde mehr Personal für den Fahrgastansturm durch den Ticket-Tiefpreis. „Wir begrüßen das 9-Euro-Ticket, befürchten aber eine Überlastung vor allem in den Ferienregionen“, erklärt Ralf Damde, Vizevorsitzender des Gesamtbetriebsrats DB Regio, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Damde fordert auch zusätzliche Sicherheitskräfte, um überfüllte Züge und Bahnsteige bei Bedarf räumen zu können. „Sonst könnte Chaos ausbrechen“, warnt der Vizevorsitzende. Darüber hinaus bestehe bundesweiter Klärungsbedarf, ob das 9-Euro-Ticket zur Mitnahme von Fahrrädern berechtige. Schließlich stünden der DB Regio 40 bis 50 zusätzliche Doppelstockwagen zur Verfügung. Ob der Platz für alle reicht? (mad/dpa)

Rubriklistenbild: © Matthias Balk/dpa/Symbolbild

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