Das Ringen um die Finanzierung geht weiter

Seit Monaten ringen die Stadt Lohr und die Diözese Würzburg um die finanzielle Zuständigkeit für die dringend erforderliche Generalsanierung des Glockenturms der Wombacher Rundkirche. Nach dem jüngsten Treffen der Parteien vor rund drei Wochen ließen die anschließenden Verlautbarungen der Diözese eigentlich erwarten, dass man sich einig geworden ist. Jedenfalls war die Rede davon, dass ein Lösungsvorschlag erarbeitet worden sei, der von allen Parteien gemeinsam weiterverfolgt werde.

Nun jedoch wurde in der Sitzung des Stadtrats am Mittwochabend deutlich, dass es bei der Frage der Finanzierung offenbar bis heute keine Annäherung gibt. Aus dem Gremium wurde daher die Forderung laut, die Sache vor Gericht klären zu lassen. Ob es so weit kommt, ist offen.

Geklärt ist indes, dass die Stadt jene 100.000 Euro freigibt, die in ihrem aktuellen Finanzhaushalt als freiwilliger Zuschuss für die Turmsanierung eingeplant sind. Mit dem Geld soll die Wombacher Kirchenstiftung, der der Turm gehört, in die Lage versetzt werden, zumindest mit der Planung der Sanierung zu beginnen.

Sanierung kostet 330.000 Euro

Seit Spätherbst 2020 ist bekannt, dass der Wombacher Glockenturm dringend saniert werden muss. Ein Gutachter hatte gravierende Schäden an dem Bauwerk aus den 1960er-Jahren festgestellt. In dem Gutachten war die Rede von einer technischen Lebensdauer des Turms von weniger als einem Jahr. Die Kosten einer Sanierung sind auf 330.000 Euro veranschlagt, die eines eventuellen Neubaus gar auf über 400.000 Euro.

Die Stadt sieht sich nur für rund ein Drittel der Kosten in der Pflicht. Sie argumentiert, dass die Baulast für den Turm zwar bei ihr liege, die nun anstehende Sanierung gehe jedoch „unzweifelhaft“ über die reine Baulast hinaus. Auch bei einer früheren Sanierung des Turms Mitte der 1990er-Jahre habe die Stadt nur rund ein Drittel der Kosten getragen, die Kirchenseite hingegen zwei Drittel, so das Rathaus.

Das Bistum hingegen sieht eindeutig die Stadt in der Verantwortung. Es verweist unter anderem auf aus der Zeit vor der Eingemeindung stammende Beschlüsse des Wombacher Gemeinderats, auf kirchenrechtliche Unterlagen sowie auf Fachliteratur und Gerichtsurteile. In einer früheren Stellungnahme zu dem Fall schloss die Kirche nicht aus, der Stadt eine Frist zu setzen und es notfalls auf einen Rechtsstreit ankommen zu lassen.

Riedmann: Wenig Hoffnung auf ein Ergebnis

Die Forderung nach einer gerichtlichen Klärung kam nun auch im Lohrer Stadtrat auf. Dort hatte Stadtkämmerer Uwe Arnold von den erneut „konstruktiven Gesprächen“ zwischen Bistum, Wombacher Kirchenstiftung und der Stadt berichtet. Allerdings sei die Frage der finanziellen Zuständigkeit erneut „nicht abschließend geklärt“ worden.

Als Arnold sagte, dass nun weitere Gespräche nötig seien, erklärte Brigitte Riedmann (Freie Wähler), dass sie wenig Hoffnung auf ein Ergebnis habe. Man solle stattdessen lieber vor Gericht und auch für künftige Fälle rechtlich belastbar klären lassen, wer für die Bezahlung einer solchen Sanierung zuständig sei.

Bürgermeister Mario Paul erwiderte, dass eine Klärung vor Gericht „nicht das Ziel sein“ könne. Er verwies auf die Kosten eines solchen Prozesses. Man solle lieber weiter im Gespräch bleiben und mit „juristischer Begleitung einen argumentativen Konsens“ suchen, meinte Paul. Riedmann hielt entgegen, dass auch die juristische Begleitung Geld koste. Doch Paul blieb dabei: Der Gang vor Gericht dürfe nur die letzte Option sein.

Leistungen generell „neu diskutieren“

Torsten Ruf (ÖDP) forderte, dass man die von der Stadt an die katholische Kirche gezahlten freiwilligen Leistungen generell „neu diskutieren“ solle. Die Kirche verfüge über ein enormes Vermögen, wohingegen die finanziell klamme Stadt in der jüngeren Vergangenheit ihren Bürgern wiederholt Einschnitte habe abverlangen müssen. Ruf war jedoch der Einzige, der am Ende gegen den finanziellen Zuschuss der Stadt für die Turmsanierung stimmte.

Alle anderen Räte votierten dafür, der Wombacher Kirchenstiftung in Abschlägen bis zu 100.000 Euro für den Einstieg in die Sanierungsplanung zur Verfügung zu stellen. Allerdings wurde der Beschluss ausdrücklich damit verbunden, dass damit keine Anerkennung der Baulast verbunden sei. Es gehe vielmehr, so Bürgermeister Paul, darum, zu ermöglichen, dass die dringend erforderliche Sanierung nun endlich eingeleitet werde.

Auf die abschließende Frage von Brigitte Riedmann, bis wann mit einer endgültigen Klärung der Finanzierungsfrage zu rechnen sei, wollte sich Paul nicht festlegen. Er sprach stattdessen recht vage von „binnen Monaten“. Man sei „auf das Mitwirken der Diözese angewiesen“. Wenn die Klärung länger dauere, werde dies „nicht an der Stadt liegen“, so Paul.

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