Sackmangel: Nachfrage an gelben Wertstoffrollen übersteigt weiterhin das Angebot

Sackmangel: Nachfrage an gelben Wertstoffrollen übersteigt weiterhin das Angebot


29.04.2022 • Daniel Schneider • Aufrufe: 45

Wunstorfs ehemaliger Bürgermeister kämpft nun in der Region für bessere Gelbe-Säcke-Versorgung. Der neue Wertstoffentsorger im Regions-Umland sagt jedoch, dass genügend Säcke vorhanden wären – wenn die Verbraucher nicht hamstern und zweckentfremden würden.

Gelbe Tonne für Werstoffe (Symbolbild) | Foto: Daniel Schneider

Region (ds). Nicht nur Mehl und Sonnenblumenöl sind aktuell knapp: Auch gelbe Säcke sind zum raren Gut geworden. Wunstorfs ehemaliger Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt macht in der Region nun Druck wegen der fortdauernden Beschwerden über fehlende gelbe Tüten im Handel.

Zum Jahresanfang war die Abfuhr von Verpackungswertstoff in der Region – ausgenmommen das Stadtgebiet von Hannover – von einem neuen Entsorger übernommen worden. Statt Remondis fährt seitdem die RMG GmbH die Kunststoffverpackungen des dualen Systems ab. Nun scheint es nach anfänglichen logistischen Startschwierigkeiten bei der Müllabfuhr seit Wochen auch bei der Bereitstellung von gelben Säcken, welche bisher an vielen Stellen wie etwa Drogerien und Supermärkten zu finden waren, Probleme zu geben.

Weniger Verteilstellen

Im Handel ist zu hören, dass sich die Verteilung derzeit auf die größeren Ausgabestellen fokussiert und z. B. kleinere Supermärkte gar nicht mehr mit gelben Säcken beliefert werden. Mitarbeiter können bei der Frage nach den Wertstoffbeuteln nur mit den Schultern zucken.

Tatsächlich listet die offizielle Seite des Versorgers für die gesamte Stadt derzeit nur noch 11 Verteilstellen auf, auf die Kernstadt entfallen davon vier: Marktkauf, Edeka Kappe, Rossmann in der Langen Straße, Rewe). Außerdem ist auch der aha-Wertstoffhof in Kolenfeld weiterhin Ausgabestelle.

Eberhardt berichtet, dass ihm Vergleichbares auch aus den Umlandkommunen gemeldet wurde – es herrsche seit Wochen Rollenmangel in den Läden. Im Februar sei vom RMG-Geschäftsführer im Fachausschuss Abhilfe versprochen worden – bisher sei jedoch keine Besserung eingetreten. Auf erneute Kontaktaufnahme seitens Eberhardt, der als Regionsabgeordneter fast täglich weitere Beschwerden erhalte, sei nicht mehr reagiert worden. Daher läuft nun eine Anfrage der CDU-FDP-Gruppe in der Regionsversammlung an den Regionspräsdidenten, die klären soll, inwiefern die ausreichende Zurverfügungstellung von gelben Säcken geregelt ist und ob der Entsorger hier womöglich vertragliche Pflichten verletzt.

Bürgermeister auf Solarladebank
Regionsabgeordneter Eberhardt will Antworten (Archiv) | Foto: Daniel Schneider

Die Gruppe möchte ebenso wissen, wie die Region das Problem in den Griff bekommen will, so dass in Zukunft wieder genügend Rollen an den Verteilstellen zur Verfügung stehen – denn es besteht die Befürchtung, dass zwischenzeitlich Werstoffe nicht mehr gesammelt, sondern mit dem Hausmüll entsorgt werden.

Hamstern hält das Problem aufrecht

Die RMG GmbH räumt die zurückliegenden Schwierigkeiten gegenüber der Wunstorfer Auepost ein – es sei erst kürzlich gelungen, „einige Missstände bezüglich der Gelben Säcke zu beheben“. Die Verteilerstellen würden jetzt aber zielgenau versorgt, wenn rechtzeitig nachbestellt werde. Aktuell würden die Läden einmal pro Woche beliefert. Mit gelben Säcken „geflutet“ werden die Verteilstellen allerdings nicht, ein ausgewogene Belieferung ist durchaus beabsichtigt: es soll verhindert werden, dass die Wertstoffsäcke als kostenlose Haushaltsmülltüten zwecktentfremdet werden. Die Rollenanzahl wird daher knapp kalkuliert.

(…) sehen wir uns nicht in der Lage, diese massiven Zweckentfremdungen und Hortungen zu finanzieren

RMG GmbH

RMG teilte der Auepost mit, dass inzwischen Rollen auch über die eigentlich vorgesehenen Stückzahlen hinaus an die Läden geliefert werden – doch es scheint immer noch nicht zu reichen. Das erklärt sich die Wertstofffirma mit dem Hamstern von Rollen: Der Effekt, der auch für leere Mehl- und Nudelregale sorgt, findet offenbar auch seine Entsprechung bei den gelben Säcken.

Das Unternehmen selbst sieht sich machtlos und letztlich in der Zwickmühle: „Sofern sich die Bürger nicht mit mehr Eigenverantwortung verpflichtet sehen und es kein einheitliches System der kontrollierten Vergabe in Deutschland gibt, sehen wir uns nicht in der Lage, diese massiven Zweckentfremdungen und Hortungen zu finanzieren. Unsere Bereitstellung der Gelben Säcke für die Region Hannover ist anhand der Kalkulation mehr als nur ausreichend und vom Vertragsgeber bestätigt.“

Auch normale transparente Mülltüten sind erlaubt

Irritierend kann dabei wirken, dass RMG auch auf die Möglichkeit des direkte Bestellen von Wertstoffsäcken verweist – allerdings kostenpflichtig: Zu den Versandkosten von 5 Euro fallen z. B rund 54,40 Euro für einen Karton mit 70 Rollen der typischen Säcke an, die es bei den Geschäften kostenlos gibt. Das entspricht einer „Schutzgebühr“ von 0,78 Cent pro Rolle zu 13 Säcken.

Zu dieser Alternative muss jedoch niemand greifen, wenn er im Handel keine kostenlosen Wertstoffsäcke erhalten konnte: RMG teilte mit, dass aktuell wegen des Mangels an offiziellen Tüten auch normale transparente Müllbeutel zur Bereitstellung von Wertstoffen genutzt werden können – diese würden am Abfuhrtag dann ebenfalls mitgenommen.

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